«NoFides» als Chance zur Vernetzung

Ich weiss nicht wie es dir so geht, aber mir sitzt Corona immer noch im Nacken. Die Pandemie hat viele Dynamiken zerschlagen und einige Zusammenhänge und Strukturen funktionieren seither anders oder sind weiterhin inaktiv. Props an dich, solltest du es geschafft haben stabil durch die Krise zu kommen. Ich und vielleicht einige andere haben dies nicht geschafft. Viele sind vereinzelt und Zusammenhänge, die früher Spektren übergreifend waren, haben sich voneinander entfernt. Dies führt dazu, dass an vielen Orten Kämpfe nicht mehr miteinander ausreichend verbunden werden.

 

Ich wünsche mir, dass wir, als linke, libertäre Bewegung wieder an Kraft gewinnen und ich sehe in der Mobilisation zu «NoFides» das Potenzial, wieder als breite Bewegung an einem gemeinsamen Strang zu ziehen. Es gibt tausende Gründe, Bullen und Militär in ihrer Grundform abzulehnen und dieser gemeinsame Nenner könnte die Gelegenheit sein, um auf vielfältigste Art aktiv zu werden.
Lasst eure Blase platzen und helft mir und anderen zu euch aufzuschliessen, denn nicht alle haben dieselben Möglichkeiten. Denn, wenn wir einander stützen und abholen, schaffen wir Raum, um gemeinsam aktiv zu werden.

Eigentlich könnte mir diese Übung herzlichst egal sein. Ich fühle mich zwar von jedem Bullen und Soldaten provoziert und/oder bedroht. Es wäre mir jedoch möglich, mich an diesen Tagen so zu bewegen, dass ich damit nicht in Kontakt kommen müsste. Ich könnte in meiner Blase bleiben.
Ich könnte aber auch die Gelegenheit nutzen, um alleine oder gemeinsam mit Freunden durch die Stadt zu ziehen, mit dem Ziel Akzente zu setzen.
Vielleicht würden wir andere treffen, die dasselbe Ziel haben und uns mit ihnen zusammentun und wenn wir nur genügen Leute auf diese Art treffen, so entsteht ein Raum, in dem wir unkontrolliert agieren können.

Wenn wir uns als selbstständig handelndes Wesen verstehen, dann können wir Gelegenheiten nutzen, wenn wir sie erkennen. Wir müssen nicht auf andere warten, um aktiv zu werden.
Wenn wir uns ständig gegenseitig inspirieren, dann schaffen wir es vielleicht, etwas ins Rollen zu bringen. Etwas Unberechenbares, dass nicht in eine Schublade gesteckt werden kann.
Ich sehe so viel Potenzial, welches isoliert von allem anderen verbrennt. So viel Energie, welche ungenutzt liegengelassen wird, weil sie nicht in die bestehende Logik passt.
Ich kann mir gar nicht vorstellen, wozu wir in der Lage wären, wenn wir all diese Kraft gleichzeitig einsetzen würden.
Wollen wir einen Versuch wagen?

Vom 15. bis 19. August halten Polizei und Armee in Bern die Übung «Fides» (Vertrauen) ab. Mit dem Szenario einer «lang anhaltenden terroristischen Bedrohung» soll der Schutz «kritischer Infrastruktur» trainiert werden, etwa von bedeutenden Energie-, Verkehrs- und Regierungszentren.

Ich für meinen Teil bereite mich darauf vor, in dieser Zeitspanne in Bern oder anderswo unterwegs zu sein und meine Meinung zu diesen «Pfosten» laut in die Welt hinauszuschreien. Vielleicht fallen mir auch noch andere Mittel und Wege ein, wie ich meine Ablehnung «ihnen» oder meine Solidarität «uns gegenüber» ausdrücken kann.
Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, könnte ich Fahrräder reparieren, um sie als Actionbikes zur Verfügung zu stellen, einen Pappmaché-Panzer bauen, um ihn dann zu verbrennen, Stoff und Farbe organisieren, um Inhalte zu verbreiten, einen eigenen Aufruftext zu schreiben oder die ganze Stadt mit den (selbstgemachten) Postern zuzukleistern, um möglichst viele Leute zu motivieren sich ebenfalls zu beteiligen.

In diesem Sinne sehen wir uns hoffentlich in Bern, ich freu mich darauf.